Übertragung der Bab Ballad ›The sailor boy to his lass‹ von William Schwenck Gilbert
Mich ruft die See, noch heute geh
ich los und fahr aufs Meer, Matilda!
Halt dich bereit, bald ist es Zeit:
um drei Uhr ungefähr, Matilda;
Ich weiß sehr viel, doch nicht das Ziel,
ob's nah ist oder fern, Matilda,
denn Captain Hyde ist nicht gescheit,
und spricht mit mir nicht gern, Matilda!
Ein Schwein! Allein: Ich krieg ihn klein,
und zwing ihn, coûte a coûte, Matilda!
Bin ich auch schlecht, ich hab ein Recht
auf Kenntnis unsrer route, Matilda!
Herrjemine!, ich bin ein See-
mann, ganz genau wie er, Matilda!
Und auch, was man kaum leugnen kann,
ein Mensch. Ich mach was her, Matilda!
Es tut mir leid, das führt zu weit!
Ich lieb dich wie verrückt, Matilda.
Nun hör mich an: Nimm mich zum Mann,
wenn meine Reise glückt, Matilda!
Du bist bewegt und aufgeregt,
verliebt erglüht dein Blut, Matilda.
Wärst du schon mein! – Doch was heißt dein
»Dir geht es wohl zu gut!«, Matilda?
Oh, ich versteh, was ich hier seh,
auch wenn du nicht viel sagst, Matilda.
Du atmest schwer und schleichst umher,
sodass du lautlos klagst, Matilda!
Du stöhnst, verpönst, argwöhnst und höhnst, –
ach, bitte lass das, ja, Matilda? –
Du spottest und schürzt deinen Mund:
Aus dem presst du ein »Bah!«, Matilda.
Den Kelch hebst du, doch hör mir zu,
trink aus der Lethe nicht, Matilda!
Oft übte ich, erinnre dich,
für dich allein Verzicht, Matilda!
Bekamst du's mit, wie sehr ich litt?
Nicht alles war profan, Matilda!
Ob früh, ob spat – was ich auch tat,
ich hab's für dich getan, Matilda!
Was, »keinesfalls!«? – Weißt du noch, als
ich dich, doch nicht allein, Matilda,
mit einem Mann vor Zeiten an-
getroffen hab? Kann's sein, Matilda?
Du saßt (und wie!) auf seinem Knie –
der Anblick tat nicht wohl, Matilda!
Du spieltest zart mit seinem Bart –
ich brauchte Alkohol, Matilda!
Ich kannte ihn nicht, doch mir schien,
ich sähe Liebelei, Matilda.
Ich tobte sehr, griff zum Gewehr,
und schoss den Kerl entzwei, Matilda!
Denn ich bin hart, nicht zarter Art,
und das ist wunderbar, Matilda!
Indes: Es reut mich noch bis heut,
dass er dein Vater war, Matilda!
Ich habe oft umsonst gehofft,
mein Leben war ein Mief, Matilda;
Meist lag ich, ach!, mit Zahnweh wach,
bis ich dann endlich schlief, Matilda;
Ich hab mal fast die Bahn verpasst,
ich musste häufig friern, Matilda,
und schnitt ins Kinn, denn leider bin
ich nicht gut im Rasiern, Matilda!
Indes: Genug – kein Zahn, kein Zug –
so glaub mir bitte das, Matilda,
nicht karge Kost, nicht strammer Frost,
ja schwerlich irgendwas, Matilda,
tut mir so leid auf alle Zeit,
wie, dass im letzten Jahr, Matilda,
das Opfer meiner Wut grad dein
geliebter Vater war, Matilda!
So denke nur an meinen Schwur,
ich hielt bis heute Wort, Matilda:
Nie bleibe ich verschiedentlich
zu lange von dir fort, Matilda!
Nur mit viel Kraft hab ich's geschafft:
Ich brach Moral und Recht, Matilda,
war unbequem... – trotz alledem
behandelst du mich schlecht, Matilda!
Denk: Einst im Boot, vor Not halbtot,
bat ich den Kapitän, Matilda,
(was nicht verfing) so rasch es ging
nach Hause abzudrehn, Matilda.
Er sah mich an und sagte dann
mit einem Mal bloß »Nee.«, Matilda!
Ich griff ihn mir (ich wollt' zu dir!),
und warf ihn in die See, Matilda!
Die ganze Crew sah dabei zu,
sie war darob entsetzt, Matilda;
Und niemand sprach mit mir danach,
das hat mich sehr verletzt, Matilda.
Man ging dann gar (ja, das ist wahr!)
so weit, dass man mich mied, Matilda!
Da rächte ich mich feierlich
mit sehr viel Zyanid, Matilda!
Den Kelch hebst du, doch hör mir zu,
trink aus der Lethe nicht, Matilda!
Oft übte ich, erinnre dich,
für dich allein Verzicht, Matilda!
Bekamst du's mit, wie sehr ich litt?
Nicht alles war profan, Matilda!
Ob früh, ob spat – was ich auch tat,
ich hab's für dich getan, Matilda!
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