Mittwoch, 6. Dezember 2023

Mathe-Lied

Dass Deutschland in früheren Pisa-Studien besser abschnitt als gegenwärtig, liegt meines Erachtens vor allem daran, dass meine Klausuren damals nicht einbezogen wurden. Beweis: dieses ziemlich alte, meinem Mathelehrer in der Oberstufe gewidmete Gedicht.

Bonjour Monsieur!  Nein, falsches Fach: 
Herr K., wir klagten ständig Ach!,
   und lagen beide richtig.
Es gab ja durchaus Schüler, die 
erhörten und verstanden Sie,
   und folgten strebsam. Nicht ich.

Sie sprachen klug von hohem Kram
und zählten hin und her. Ich kam
   mit Müh und Not bis 7.
Dahinter bin ich eingedöst,
sodass Sie 
»Völlig falsch gelöst!« 
   auf die Klausuren schrieben.

Frau S. (Musik) blieb gern zuhaus,
auch Kunst und Sport fieln häufig aus.  
   Sie waren stets zur Stelle 
und machten bis zum Abitur 
das Klassenzimmer leider zur
   Dreiviertelstunden-Zelle.

Sie winkten mich, wohl weil ich still
war und nicht störte, durch. Ich will
   Sie daher nicht verurteiln
und füge bloß pro forma an:
Nichts gibt es, das uns einen kann,
   weil uns die Zahlen nur teiln.

Sonntag, 3. Dezember 2023

Anderswo (29)

In der pickepackevollen neuen Ausgabe Das Gedicht #31 läute ich im Duett mit ChatGPT das Ende menschlicher Lyrik ein (»Warum ich noch selber dichte«, S. 151).

Samstag, 29. Juli 2023

Wenn die Möwe nicht mehr kann

Wenn die Möwe nicht mehr kann,
fängt sie schlimm zu schwanken an.
Ihre Flügel werden schwer
und sie weiß nicht mehr: woher

und sie weiß nicht mehr: wohin,
und das hätt auch keinen Sinn,
da sie den geplanten Stopp
nie erreichen wird. Und ob

sie von ihrem Schicksal ahnt?,
einer Vogelgottheit grollt?,
oder Abschiedsworte plant?,
oder einfach hilflos schmollt?

Oder lächelt sie zum Schluss,
weil sie nie mehr voll Verdruss
fucking Fische fressen muss?

Mittwoch, 28. Juni 2023

Gebrauchsanweisung

In den Tannen sollst du wohnen,
an den Grannen sollst du lecken,
die Tyrannen sollst du schonen
und in Wannen dich verstecken.

Aus der Masse sollst du ragen,
in der Klasse sollst du gähnen,
an der Brasse sollst du nagen
und Melasse nie erwähnen.

Vor Genüssen sollst du fliehen,
aus den Flüssen sollst du twittern,
Blutergüssen dich entziehen
und beim Küssen hektisch zittern.

Jede Kette sollst du schneiden
und Sonette dringend meiden.

Dienstag, 30. Mai 2023

Anderswo (28)

Am 21.06. darf ich im viel zu sommerlichen München ein paar Gedichte aus »Abschaffung der Schwerkraft« lesen. Wer mir beim Schwitzen und Verhaspeln zusehen möchte, ist herzlich eingeladen; zum Glück tritt außer mir auch Stefanie Sargnagel auf und Moritz Hürtgen moderiert den Abend, für ein bisschen Professionalität ist also gesorgt.

Mittwoch, 10. Mai 2023

Verbesserungsvorschlag

Ringelnatz schreibt: »Mein richtiges Herz. Das ist anderwärts« – wäre aber »Mein wahrer Po / ist anderswo« nicht viel schöner?

Sonntag, 29. Januar 2023

Abschaffung der Schwerkraft

Update, April: Die dritte Auflage ist da und enthält zwei Verbesserungen, die ich in einem Instagram-Post genauestens erläutere und anschaulich bebildere. Wer einen Bleistift besitzt, darf die Änderungen selbst aktualisieren, allen anderen sei dringend zum Neukauf geraten.


Mein Buch ist da! Es heißt Abschaffung der Schwerkraft und enthält auf 140 Seiten exakt 122 Gedichte, ein paar davon sind ganz gut. Die meisten reimen sich.

Abschaffung der Schwerkraft ist im Buchhandel erhältlich, auf einschlägigen Internetseiten und versandkostenfrei im Verlagsshop bei container press. Oder slidet mir in die DMs.


»Dank Philip Saß funkelt es mystisch in der Nische für komische Lyrik«, behauptet Moritz Hürtgen bei 54books.

»Jedenfalls hat schon länger kein Gedicht­band mehr so viel Hoffnung gestiftet, dass auch in deutsch­sprachigen Gefilden in Sachen Humor vielleicht noch nicht alles verloren ist«frohlockt Daniel Graf im Schweizer Republik-Magazin.

»Manches ist schön bitterböse, manches einfach ulkig und ein Quentchen Bedenkenswertes ist dann und wann auch mit von der Partie«, notiert Timo Brandt.

»In einer Zeit, in der die Medienlandschaft eine immer verstörender werdende Realität abbildet, ist Saß‘ Versuch, ihr eine witzige Betrachtungsweise abzutrotzen, eine willkommene Abwechslung. Er zeigt, dass die komische Lyrik nicht etwa mit Christian Morgenstern oder Joachim Ringelnatz ihr Ende gefunden hat, sondern auch in der heutigen Zeit Relevanz besitzt«, findet Carl Manzey bei literaturkritik.de.

»Erfreulich wenige Gedichte über Curling«, lobt Thomas Gsella.


12 Euro.

ISBN 978-3948172084. 

Leseprobe 1 (PDF)

Leseprobe 2 (PDF)

Cover: